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Infoanlass „Rund um die Kuh“

Kühe sind unsere wichtigsten Nutztiere – am 27. Juni 2025 gab es viel Interessantes zur Rindviehhaltung zu erfahren.

Kühe sind in der Schweiz allgegenwärtig. Vom Mittelland bis in die Alpen sind sie auf Weiden präsent. Unzählige Lebensmittel werden aus Milch gewonnen oder mit Rahm, Butter usw. verfeinert. Kalbs- und Rindfleisch ist in vielen Rezepten enthalten. Leder wird für Kleider, Möbel und mehr verwendet. Aus Kuhmist wird Energie und Dünger gewonnen. Kurz: Kühe und ihre Erzeugnisse sind überall.

Biglerhof
An der Eichenstrasse 63 in Moosseedorf steht einer der modernsten Schweizer Bauernhöfe. Die Familie Bigler produziert Milch in einer „freiheitlichen Kuhhaltung“, züchtet Mastschweine, bewirtschaftet viele Acker- und Waldflächen und versorgt einen Teil des Dorfes mit Wärme und Energie. Am 27. Juni 2025 war die Bevölkerung eingeladen, die Rinderhaltung und Milchproduktion näher kennen zu lernen. Simon und Manuela Bigler und Martin Häberli sorgten für die fachlichen Informationen, die SVP-Moosseedorf für die Organisation sowie Speis und Trank. Gut 70 Personen nutzten den schönen Sommerabend für einen informativen und geselligen Anlass.

Flächennutzung Schweiz
Martin Häberli präsentierte die Arealstatistik der Schweiz: 41’285 km² umfasst das ganze Land, nur 35% (14‘450 km²) davon sind Landwirtschaftsflächen; davon sind 5 033 km² Alpweiden, 5 128 km² Naturwiesen und Heimweiden, 3 884 km² Ackerland, 480 km² Obst, Reb- und Gartenbauflächen. Wald und Gehölze beanspruchen 32%, Siedlungen und Verkehr 8% und unproduktive Flächen 25% der Schweizer Fläche.
Alpweiden, Naturwiesen und Heimweiden beanspruchen also 70% der Landwirtschaftsfläche. Der grösste Teil davon ist nur als Grasland nutzbar, sei es wegen der Höhenlage, dem steilen Gelände oder dem für Ackerbau ungeeigneten Boden. Wenn der Mensch diese Flächen nutzen will, ist er auf Wiederkäuer angewiesen. In der Schweiz sind das hauptsächlich Rindvieh, Ziegen und Schafe. Würde man diese Flächen „der Natur zurückgeben“, wäre der Grossteil recht schnell von Gebüsch und Wald überwachsen. Zum Skifahren müsste man dann nach Österreich fahren, beim Wandern könnte man nur noch oberhalb der Baumgrenze (1800 – 2200 m. ü. M.) die Aussicht geniessen.
Ein Verzicht auf die Graslandnutzung hätte auch zur Folge, dass noch mehr Lebensmittel importiert werden müssten. Knapp 60% der landwirtschaftlichen Nutzflächen weltweit sind Grasland und damit nicht für den Ackerbau, aber hervorragend für die Haltung von Weidevieh geeignet. Auf diesen Flächen Milchkühe und Fleischrinder zu halten, ist ökologisch eine sinnvolle Massnahme. Zusätzlich sind Wiesen ein wichtiges Element in der Fruchtfolge: Klee-Gras-Mischungen lockern den Boden, sind resistent gegen die meisten Krankheiten und Schädlinge und bringen Stickstoff in die Erde. Nachfolgende Ackerkulturen wie Getreide, Kartoffeln usw. profitieren vom nährstoffreichen, gesunden Boden.
In der Fütterung sind die Schweizer Bauern Weltmeister: nirgends wird so wenig Kraftfutter an Kühe verfüttert, ein Grossteil stammt erst noch aus Abfällen der Lebensmittelproduktion. Sowohl im Pflanzenbau (=ertragreichere Sorten) wie in der Konservierung (Silage, Heutrocknung) führten grosse Fortschritte zu gehaltvollerem Futter. So erhalten die Milchkühe genügend Energie für eine gesunde Milchproduktion. Eine Holstein-Milchkuh ist rund 800 kg schwer und benötigt pro Tag etwa 50 kg Futter und 80 Liter Wasser.

Entwicklung der Kuh
Rinder sind seit Jahrhunderten und in allen Weltgegenden wo Gras wächst ein Begleiter der Menschen, erläuterte Simon Bigler. Ursprünglich wurden Kühe 3-fach genutzt: zum Ziehen von Pflug und Wagen, zum Melken, als Fleisch und Rohstofflieferant. Aus Häuten entsteht Rindsleder, heute noch die häufigste Ledersorte. Sehnen wurden oft für Pfeilbogen gebraucht, Knochen werden beispielsweise für Pflanzendünger zermahlen.
Die Mechanisierung löste die Kuh als Zugtier ab. Als die Landwirtschaft immer effizienter werden musste, wurden spezialisierte Rassen für Milch und Fleisch gezüchtet und die gewünschten Eigenschaften optimiert. Ähnlich ist es ja auch beim Sport: Marathonläufer sind zum Beispiel nie gute Gewichtheber.
Die Hochleistungszucht wird gerne kritisiert, bietet aber viele Vorteile. Am offensichtlichsten ist, dass es weniger Tiere für die gleiche Milchmenge braucht: 1950 gab eine Kuh rund 3‘000 Liter pro Jahr, 2023 waren es rund 7‘000 Liter (Milchstatistik des Bauernverbandes). Leider profitieren die Bauern (und Kühe) nicht wirklich von dieser Effizienzsteigerung: 1950 wurde den Milchproduzenten 81% des gesamten Verkaufspreises ausbezahlt – heute sind es noch 37% (Milchstatistik der Schweiz). Aber die Ökologie gewinnt: weniger Kühe brauchen weniger Ressourcen und produzieren weniger Mist und Gas für die Eigenerhaltung. Die gesamte „Produktionsenergie“ für die Milch bleibt hingegen etwa gleich gross.
Mist und Gülle wird auf dem Biglerhof zu Biogas fermentiert, mit welchem Strom und Wärme produziert werden kann. Die Reststoffe sind als wertvoller Dünger besser durch die Pflanzen verwertbar, als wenn Mist und Gülle direkt auf die Felder ausgebracht wird.

Milchproduktion Biglerhof
Manuela Bigler zeigte den praktischen Teil der Milchproduktion mit Melkrobotern. Deren zwei stehen den 120 Kühen rund um die Uhr zur Verfügung. Die Kuh entscheidet selber, wann sie das Euter leeren möchte – aber maximal 4 Mal pro Tag. Ein Melkvorgang dauert im Durchschnitt 8 Minuten und eine Kuh gibt rund 38.5 kg Milch pro Tag. Während 300 Tagen werden sie gemolken, dann bereiten sie sich 60 Tag auf die Geburt des nächsten Kalbes vor. Das Erstkalbealter ist rund 2 Jahre. Die Besamungen machen Biglers selber und nutzen dazu „gesexten Samen“. So können gezielt Kuhkälber für die künftige Milchproduktion und Stierkälber für die externe Mast gezüchtet werden. Zuchtziel ist eine robuste und langlebige Kuh mit guter Leistung. Jede vermiedene Krankheit spart Kosten und jedes zusätzliche gesunde Lebensjahr hilft, die Aufzuchtkosten zu tragen.
Kühe lieben eine Idealtemperatur von 15° und können mit Kälte viel besser umgehen als mit Hitze. Darum nutzen sie die Nacht zum Weidegang und bleiben am Tag im kühleren Stall, auch wenn der Durchgang immer offen ist. Dank dem Melkroboter und dem elektronischen Halsband, stehen von jedem Tier viele Gesundheitsdaten zur Verfügung. So kann jede Abweichung rasch untersucht und bei Bedarf Massnahmen getroffen werden. Aber trotz aller Computer hat jede Kuh einen Namen und Biglers sind stolz, dass sie jede persönlich erkennen.

Geselligkeit und Gespräche
So viele Informationen mussten diskutiert und vertieft werden. Dazu gab es Gelegenheit bei feinen Bratwürsten und Salat sowie Getränken gegen das durstige Wetter. In der offenen Stallhalle fanden alle Platz und dazu konnten die Kühe weiter beobachtet werden. Viele Besucherinnen und Besucher haben wahrscheinlich nun mehr Details im Verhalten der Kühe erkannt und wissen beim nächsten Kauf auch besser, wo all die bekömmlichen Milchgetränke, Joghurts, Käse, Quark, Butter, Rahm, Glace und viele weitere Leckereien herkommen.

MEHR INFORMATIONEN UNTER FOLGENDEN LINKS:

Taschenstatistik Schweizer Landwirtschaft 2025 – BfS Bundesamt für Statistik
Arealstatistik der Schweiz 2024 – BfS Bundesamt für Statistik 
Alles über die Schweizer Milch – LID Landwirtschaftlicher Informationsdienst
Themenbroschüre «Kühe und Kälber» – LID Landwirtschaftlicher Informationsdienst
Themenbroschüre «Energie vom Bauernhof» – LID Landwirtschaftlicher Informationsdienst
Lebensmittelkette Taschenstatistik 2024 – BfS Bundesamt für Statistik
Milchstatistik Schweiz 2023 – Schweizer Bauernverband
Milchstatistik Schweiz 1950 – Schweizer Bauernverband

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Kontakt

Schweizerische Volkspartei (SVP), Sektion Moosseedorf
Simon Bigler, Präsident
TEL:
+41 79 826 90 11
MAIL:
simonbigler@bluewin.ch

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